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Private Kranken­ver­si­che­rung - gehasst, verdammt... gehuldigt?

Arzt mit seinem Patienten prüft das Ergebnis

Die Ausgangslage: rund 9 Millionen Menschen sind in Deutschland privat krankenversichert. Und eine persönliche "Transparenzinformation" vorneweg: das Bashing der privaten Kranken­ver­si­che­rung, das vielerorts stattfindet, halte ich schlicht für dämlich.

Vorurteile vs. Tatsachen

Seit 20 Jahren bin ich in der Versicherungsbranche tätig und kann mit Fug und Recht sagen, dass sich drei Vorurteile im kollektiven Unterbewusstsein der (deutschen) Bevölkerung festgesetzt hat: eine private Kranken­ver­si­che­rung ist (zu) teuer, leistet nicht und wird im Alter unbezahlbar.

An dieser Stelle muss man eingestehen, dass die Versicherungsbranche selbst nach Kräften das ihre dazu getan. Gerade in den 80er und 90er Jahren überbot man sich mit günstigen „Lockvogel“-Tarifen und geradezu obszön hohen Provisionen für Finanzdienstleister. 

Irgendwie klar, dass das Produkt von Vertreter/innen dieser Gattung "Finanzdienstleister" ohne Rücksicht auf Verluste mit aller Macht in den Markt hineingedrückt wurde. Die einschlägigen Beispiels sind sogar teils verfilmt worden („Versicherungsvertreter" (Wikipedia) hat inzwischen ja Legendenstatus, wer den Film nicht kennt: hier geht es zum Trailer).

Das hat sich allerdings um 180° gedreht. Wer PKVs im Angebot hat, vor allem als Makler, der weiß in aller Regel Bescheid und benennt in der Beratung Vor- und Nachteile. Werfen wir also einen Blick auf den größten Vorteil - und ja klar, auch auf den größten Nachteil.

Größter Vorteil der privaten Kranken­ver­si­che­rung (PKV)

Machen wir es kurz: frag deinen Zahn- oder Hausarzt/ärztin, welche versicherte Person ihm/ihr lieber ist: gesetzlich oder privat versichert.

Klar, jede/r wird (oder einigen wir uns auf "sollte") gleich gut behandelt werden. Aber bei Privatpatienten ist eben mehr verdient. Wesentlich mehr.

Es mag ein Systemfehler sein, dass das so ist. Aber ohne Privatpatienten geht das deutsche Gesundheitssystem finanziell unter. Punktum. Ende der Geschichte.

Wahrscheinlich hast du das im Bekanntenkreis auch schon mitbekommen oder sogar selbst schon erfahren müssen: ein privatversicherter Mensch kommt schneller an einen Termin kommt oder sogar ungefragt einfach gleich zum Facharzt - der ihm auch noch richtig zuhört. Um Bill Clinton zu zitieren:  „It`s the economy, stupid!“.

Man kann darüber lamentieren oder sich damit abfinden, dass wir Menschen eben so ticken. Zum einen ist auf der einen Seite mehr verdientes Geld eben mehr verdientes Geld, auf der anderen Seite überhört man gerne solche Tatsachen, solange wir gesund sind.

Oder man überlegt sich, was vernünftig ist. Weghören rächt sich, das ist nur eine Frage der Zeit.

Größter Nachteil der PKV

Stimmt schon - die Private Kranken­ver­si­che­rung steigt im Preis.

Funfact, der gerne übersehen wird: die Gesetzliche Kranken­ver­si­che­rung steigt auch im Preis. Sogar jedes Jahr mit der Anhebung der Beitragsbemessungsgrenzen in der Sozialversicherung. Manchmal auch indirekt, wenn Leistungen gestrichen werden (was in der PKV qua privatrechtlichem Vertrag nicht möglich ist).

Aber bei der PKV ist es nicht nur transparent nachvollziehbar, sondern dann, wenn das alle paar Jahre passiert, oft erheblich. Oft so erheblich, dass panische Ausbrüche keine Seltenheit sind. Dabei lässt sich dieser Nachteil eigentlich einfach lösen: Am Anfang das Ende im Sinn haben.

Wer sich für ein System entscheidet, der soll das in dem Bewusstsein tun, dass einen das bis zur Bahre begleiten wird.

Du bist jetzt 35? Dann geh davon aus, dass Du mindestens 50 Jahre oder länger in der PKV sein wirst, wenn Du jetzt wechselst. Dass Steigerungen kommen, ist klar: Inflation, Verbesserungen im Gesundheitssystem, höhere Nachfrage nach Gesundheitsleistungen bei schrumpfendem Angebot. Mit 5% Steigerung pro Jahr sollte man schon rechnen. Was das bedeutet? Ein Rechenbeispiel, gerne.

  • Dein Alter: 35 Jahre
  • Dein Beitrag: 400€ monatlich
  • Dein Zeitfenster: 30 Jahre
  • Dein Beitrag in 30 Jahren: etwa 1.000€

Nein, das ist kein Schreibfehler. Das ist sehr wahrscheinlich. Dabei solltest du aber berücksichtigen, dass sich auch die Kaufkraft in dieser Zeit in etwa halbieren wird - schon sieht das nicht mehr ganz so dramatisch aus.

Typ schaut dumm

Was gar nicht dämlich sondern schlau ist

Du musst Dich schlicht darauf vorbereiten! Das geht am einfachsten, wenn man gleich zu Beginn seiner "Karriere" in der privaten Kranken­ver­si­che­rung Vorkehrungen trifft.

Zum Beispiel 100€ monatlich in eine Basisrente, ein „Gesundheitskonto“ oder einen ETF-Sparplan nur für diesen Zweck anlegen, da kommen gut und gerne 80.000 - 100.000 € zusammen. Jetzt kannst du sagen: „Auweia, das sind aber 100€, die ich im Monat weniger zur Verfügung habe!“

Ja, ist so. In der Tat. Dafür hast du dann aber weniger Sorgen und die qualitativ bestmögliche ärztliche Versorgung und zwar schon ab jetzt und auch später.

Wichtig!

Welche Lösung zu Dir passt, wie sich das auch steuerlich darstellt und rechnet oder nicht rechnet, das lässt sich nicht in einem Artikel abhandeln. Die Möglichkeiten sind überaus zahlreich und eine individuelle Anpassung auf dich ist unabdingbar - eine so wichtige Versicherung wie die Kranken­ver­si­che­rung sollte immer individuell maßgeschneidert werden. Wie auch immer du dich entscheidest - beschäftige dich mit diesem Thema in Ruhe. Sich damit nicht zu beschäftigen, das wäre echt fatal.